Samstag, 1. November 2014

DOGandTRAVEL trifft...

Guido Maria Kretschmer

Er ist der wohl angesagteste Modedesigner, in jedem Fall ist er der beliebteste Mann Deutschlands.

„Shopping Queen“ und das „Supertalent“ machten ihn zum TV-Star. In seinem Ratgeber-Bestseller „Anziehungskraft - Stil kennt keine Größe“ plaudert er aus dem Mode-Nähkästchen. Seit drei Jahrzehnten liebt der gebürtige Münsteraner den Künstler Frank Mutters. Das Paar heiratete 2012 und lebt unter anderem in Berlin.

Im großen DOGandTRAVEL-Interview spricht Guido Maria Kretschmer über sein Leben als „Hunde-Papa“ seiner drei Barsois Aimée, Alaiyha und – in diesem Jahr neu eingezogen: Alisha.

Foto: Philipp Meinwelt, MEINWELT Photography

Du machst Fernsehen, bist Bestsellerautor, Designer, erfolgreicher Unternehmer – und auch noch „Hundepapa“; in diesem Jahr zog ein dritter Barsoi-Windhund bei Euch ein. Welche dieser Tätigkeiten macht Dir am meisten Spaß?

Ich würde natürlich sagen Hundepapa, jetzt wenn ich das alles höre. Nein, also ich arbeite natürlich viel und gerne. Dennoch würde ich sagen, dass ich das alles nicht könnte, wenn ich meine Hunde nicht hätte.

Wann beginnt Dein Tag und wann hast Du Zeit für Deine Hunde?

Mein Tag fängt morgens an, wenn ich die Augen aufmache. Das ist manchmal um 4, manchmal um 5, manchmal um 6, und mein Hundepapa-Dasein fängt direkt mit dem Moment an, wenn ich die Augen öffne. Dann springen alle drei ins Bett, kuscheln mit mir und liegen auf mir, sodass ich jeden Morgen das Gefühl habe, ich sollte liegen bleiben. Von daher habe ich morgens für sie Zeit und am Abend natürlich, dann gehe ich mit ihnen spazieren und schlafe auch wieder mit ihnen ein. Ich bin quasi zwischendurch mal schnell zur Arbeit (lacht) und den Rest der Zeit glaube ich, kuscheln sie mit all den anderen Menschen, die da sind.

Seit wann habt Ihr Aimee und Alaiyha, und wie kam es dazu?

Die russischen Windhunde sind fester Bestandteil und Kindersatz im Leben von Guido Maria Kretschmer.

Foto: Guido Maria Kretscher privat

___STEADY_PAYWALL___ Ich hatte schon immer Hunde. Ich bin mit Hunden groß geworden. Meinen ersten Windhund habe ich mit 18 bekommen. Es war ein schwarzer Afghane, der auf den Namen Coca hörte. Seither hatten wir all die Jahre, bestimmt 20 Jahre, immer Afghanen und seit etwa 2,5 Jahren haben wir Alaiyha. Sie war mein erster Barsoi und ich habe schon immer davon geträumt, einen Barsoi zu haben, denn für mich sind sie die schönsten Windhunde, fast schon die Königsliga der Windhunde. Ich wusste aber auch, dass sie sehr viel Aufmerksamkeit brauchen. Das sind eben keine Hunde, wie Afghanen, die einfach mitlaufen würden. Aber das habe ich gewusst und die Zeit war gekommen. Alaiyha hat unsere kleine Familie sehr bereichert. Ich habe mich so verliebt und nach zwei Monaten war klar, wir brauchen noch einen Zweiten. Ich hätte direkt alle mitnehmen können, weil die sofort süchtig machen (lacht). Wir hatten also Alaiyha sechs Monate, dann haben wir Aimee dazu genommen und das war auch sofort wunderbar. Jetzt mit der Dritten, Alisha, ist es noch schöner und ich könnte noch fünf andere retten. Wenn ich mehr Arme hätte… Frank sagt immer „Hätten wir nur zwei Arme mehr, wir würden noch zwei dazu nehmen“.

Woher kommt Deine Vorliebe für Windhunde?

Ich glaube, weil ich auch ein bisschen so bin, wie die Windhunde. Leider nicht so schmal, aber in meiner Seele bin ich so. Ich mag die Unabhängigkeit, die sie haben. Das Wichtigste im Leben ist für mich Freiheit, ich finde Freiheit geht über alles. Das merkt man immer dann, wenn man unfrei ist. Und Windhunde lassen sich nicht dressieren, das tue ich auch nicht. Sie sind sehr verlässlich, sind sehr anhänglich und das bin ich irgendwie auch. Sie sind living decoration, sind zart und vorsichtig, sie bellen nicht laut, das mach ich auch nicht. Die Hunde sind einfach Seelenwesen und Zaubertiere. Ich glaube, wenn man einmal einen Windhund hat – und das werden alle Windhundmenschen kennen – dann kann man nie wieder zurück. Also ich könnte jedenfalls nie wieder zurück. Ich meine, ich liebe alle Hunde, das muss ich wirklich sagen. Aber zu meinem Leben würde es gar nicht mehr anders gehen, weil ich es so gewohnt bin, dass Hunde so sind wie meine Windhunde. Sie machen leider lebensabhängig.

Die Erziehung Eurer Hundedamen scheint kein leichtes Unterfangen zu sein. Wie viele Hundetrainer sind an den Hunden verzweifelt?

Also eigentlich nur einer, in Spanien, aber der hat irgendwie auch gesagt „lasst es, wie es ist“ und die kleinen Macken, die sie hatten, haben sie sich irgendwie abgewöhnt. Ursprünglich wollten wir, dass sie mal hören, aber das haben sie jetzt von alleine gut gelernt. Martin Rütter hat gesagt, die sind viel zu toll erzogen, als dass man irgendwas machen kann, was ja auch für die Hunde spricht. Und heute muss ich sagen, finde ich sie extrem schön erzogen. Sie machen nicht mehr, als das, was sie wollen, aber das reicht mir vollkommen aus. Sie apportieren nicht, was ich auch absolut sinnlos finde. Sie laufen keinem Bällchen hinterher. Aber dafür können sie wahnsinnig gut küssen, sehr gut schmusen und sie sind sehr zart. Jetzt könnte ich ein Zitat von Johannes Rau anbringen, der sagte: „Mein Hund ist als Hund eine Katastrophe, aber als Mensch unersetzlich“, und das trifft auf unsere Hunde zu. Ich würde ihnen gerne ein Konto einrichten, den Führerschein ermöglichen und ein eigenes Handy, weil sie für mich mehr Mitmenschen als Hunde sind.

Du wohnst in drei Städten, in Berlin, Münster und Palma de Mallorca und bist beruflich sehr oft unterwegs. Sind die drei Mädels immer dabei?

Nicht immer, aber manchmal nehmen wir sie mit. Eigentlich haben wir Dogsitter zu Hause, damit die Hunde zu Hause bleiben können und nicht mitreisen müssen. Nach Mallorca nehmen wir sie nicht mehr mit, weil wir sie dort nicht gesund rausbekommen. Leishmaniose ist ein großes Problem in Spanien und wir hatten immer Angst davor, weil unsere letzte Afghanen-Hündin Leishmaniose hatte. Als wir dann sofort einen Test bei unseren Barsois gemacht haben und alle negativ ausfielen, waren wir so glücklich, dass wir uns entschieden, sie nicht mehr dorthin mitzunehmen. Aber grundsätzlich sind sie immer dabei. Wir haben ein großes Auto und die Hunde haben manchmal mehr davon, bei uns zu sein, als immer bei einer Hundesitterin. Der Vorteil ist natürlich, dass Frank zu Hause ist. Und wenn ich jetzt etwas länger weg bin, wie zum Beispiel beim Supertalent, dann kommt Frank mich mit den Hunden besuchen und wir haben ein großes Zimmer, wo die Hunde Platz und Auslauf haben.

Wenn Ihr mit den Hunden verreist, wohin geht’s dann?

Wenn wir verreisen, dann geht es oft ans Meer. Wir fahren an die Ostsee, nach Sylt oder Baltrum. Auf Baltrum waren wir jetzt gerade, danach waren wir in Hessen. Wir probieren es einfach, ein bisschen die eigene Region, das eigene Land zu bereisen, und haben jetzt auch ein Häuschen auf dem Land. Dort sind die Hunde auch ganz glücklich. Wir nehmen sie mit und machen mit ihnen einige Kurztrips.

... und wenn Ihr allein, ohne Hunde verreist?

“Sie trinken ihr Wasser aus Glaskristallschalen, weil sie gerne aus Kristall trinken. Ich bin froh, dass sie die Kühlschranktür nicht aufkriegen.“

Foto: Guido Maria Kretschmer privat

Wir waren jetzt zusammen in New York, sind mit der Queen Mary nach New York gefahren. Das erste, was Frank und ich gemacht haben, war, auf Deck 10 zu gehen und uns die Hunde angeguckt, die mitgereist sind. Wir sind jeden Tag auf das Deck gegangen, haben die Hunde gestreichelt und haben uns überlegt, ob unsere Hunde das könnten, aber das könnten sie leider nicht. Wir müssten sie in die Kabine nehmen. Wir haben den Kapitän gefragt, ob das möglich sei. Daraufhin meinte er, dass das nur möglich sei, wenn man blind ist. Dann hat Frank gesagt: „On the next trip I am blind“. Deswegen müssten wir Frank jetzt als Blinden durchbringen. Wir probieren, so viel wie möglich mit unseren Hunden zu machen. Wir haben auch eine solche Sehnsucht. Das ist auch das Problem. Nach ein paar Tagen denken wir, es macht gar keine Freude mehr und wir werden eines Tages im Wohnwagen enden. Für Frank ist das ein Alptraum, dass wir einen Wohnwagen oder ein Wohnmobil haben, da seine Eltern eines hatten. Aber er hat vor Kurzem schon seine Meinung geändert und gesagt, wir sollten uns langsam nach so einem Ding umgucken, sodass wir nur noch mit den Hunden an der Nordsee sitzen oder noch maximal im Allgäu sind.

Gab es denn einmal Probleme mit den ja nicht eben kleinen Hunden, etwa im Hotel?

Nein, das Gute ist, ich bin herzlich willkommen in Hotels. Dort nehmen sie die Hunde immer gerne auf und stellen ihnen sofort Wasser hin und alles. Ich glaube, Deutschland ist da gut aufgestellt. Ich muss sagen, dass man in Deutschland sehr hundefreundlich ist. Sicher nicht alle Menschen, aber viele. Wir kommen aus Spanien und dort durften wir unsere Hunde nicht mal im Taxi mitnehmen. Selbst, wenn der Hund irgendwo blutend einen Unfall hätte, nimmt dich kein Taxifahrer mit einem Hund mit. Dort werden Tiere zum Teil wirklich schlecht behandelt. In Restaurants oder Hotels würde das nie gehen. Deswegen finde ich, ist Deutschland da sehr entspannt, in Deutschland zahlst du und dann darfst du alles (lacht). Unsere Hunde sind ja auch lieb, toll und ein Highlight. Sie adeln jedes Restaurant. Ich meine, wenn wir mit den drei Hunden kommen, ist auf jeden Fall schon mal ein „Aha“ da. Leider betteln sie auch wie wild und sie haben auch die perfekte Höhe. Die Hunde können alles direkt vom Tisch runter nehmen, deswegen ist es das natürlich nicht so toll, weil sie beim Essen zugucken, aber das ist der einzige Nachteil. „Wenn sie nur mit Messer und Gabel essen könnten“, sagt Frank immer, „Aimeechen würde mit uns zu Abend essen“, das wäre leichter.

Die Gretchenfrage für Hundehalter: Dürfen die Hunde ins Bett?

Ja, bei uns stellt sich gar nicht die Frage, denn sie haben ihre eigenen Betten; wunderschöne, große und ganz tolle Liegesessel. Es geht auch gar nicht anders, weil Windhunde immer ins Bett kommen. Aimeechen ist vor zwei Tagen ausgezogen. Sie liegt immer bei Frank im Arm, aber vor zwei Tagen war es ihr zu heiß und da hat der Frank gesagt: „So geht das aber nicht, der Hund muss sofort ins Bett“ und er wollte den Herrn Rütter fragen: „Herr Rütter, Herr Rütter, wir haben ein großes Problem, unser Hund will nicht mehr ins Bett“.

Du hast einmal in einem Interview gesagt, Hunde seien für Dich ein gewisser Kinderersatz. Ist bei drei Hunden (= Kindern) wirklich schon Schluss?

Nee, wir sind gemacht für mehr. Frank hat gesagt, Guido, wenn du mal weniger arbeitest, können noch zwei gerettete Hunde aus der Windhundhilfe kommen. Wir werden den Dreien gut gerecht und wir haben nicht eine Sekunde bereut, dass wir die Alisha genommen haben. Sie ist ein glücklicher Hund. Es ist jeden Tag eine große Freude zu sehen, wie sie uns und ihre beiden Mitgeschwister liebt und wie viel Glück sie in unser Leben gebracht hat, obwohl wir viele Probleme haben, weil sie noch die Beine gebrochen hatte und operiert werden musste. Aber sie ist geduldig und süß, und ich kann nur jedem ans Herz legen, einen Hund zu retten. Man ist ein Leben lang geliebt und ich muss sagen, ich könnte noch gut ein oder zwei… Nein also wir forcieren jetzt nichts, aber wenn das Leben uns noch einmal ein armes Mäuschen vor die Füße legt, würde ich sagen, bei uns werden drei satt, also würden auch vier satt werden. Ich habe es der Windhundhilfe versprochen. Ich spende zwar Geld, aber wenn es davon abhängen würde… Vor Kurzem hatte ich schon so eine Situation, in der ich dachte, wir nehmen eine weitere Hündin dazu. Allerdings ist bei uns im Moment so viel los, da ginge das nicht, aber ich würde jetzt immer so die Mischung zwischen einem Welpen und einem geretteten Hund machen. Wir haben uns jetzt fest vorgenommen, dass wir immer so drei Hunde haben werden. Das hatten wir ja auch immer.

Einige Designer entwerfen inzwischen mehr oder weniger ansehnliche Hundekollektionen. Kommt so etwas für Dich infrage?

Nein, eigentlich nicht. Meine Hunde haben ein wunderbares Regencape. Das habe ich von einer Designerin machen lassen und das haben sie noch nie angehabt. Das war, als wir nach Deutschland gezogen sind, da dachten wir, oh Gott, wenn es hier regnet, dann gehen die bestimmt gar nicht raus. Aber sie lieben Regen. Ansonsten haben wir alles, was man sich vorstellen kann. Sie trinken ihr Wasser aus Glaskristallschalen, weil sie gerne aus Kristall trinken. Die eine trinkt sogar nur aus Kristall, wenn es hoch genug steht. Wir machen wirklich alle Macken mit. Ich bin froh, dass sie die Kühlschranktür nicht aufkriegen. Kleidung brauchen sie meiner Meinung nach nicht, sie sind perfekt so wie sie sind. Barsois sind dafür auch die falsche Rasse. Sie können auch Schnee wirklich gut haben, kommen aus Russland und mögen das sehr. Wenn uns kalt wird, kommen die Kinder mit. Und wenn denen kalt ist, ist mir auch kalt.

Du bist immer gutgelaunt; die „ZEIT“ nannte Dich den „sympathischsten Mann Deutschlands“. Was bringt Dich so richtig auf die Palme?

Dummheit muss ich leider sagen. Ich finde es schwierig, wenn Dummheit frech wird. Da kann ich mich ärgern. Intoleranz finde ich auch schrecklich und Apartheit ehrlich gesagt auch. Aber so leicht bin ich eigentlich nicht auf die Palme zu bringen. Tierquälerei ist ein Thema, das mich wirklich wütend macht. Hierfür habe ich kein Verständnis!

Guido, vielen Dank für das Gespräch.


Dieser Beitrag erschien in DOGandTRAVEL Nr. 6

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