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Freundlich oder geizig?

Können Hunde den Charakter des Menschen erkennen?

Viele Hundebesitzer glauben fest daran, dass ihre Vierbeiner den Charakter von Menschen erschnüffeln können. Springt ein Hund fröhlich an jemandem hoch, gilt dieser oft als „nett“ und vertrauenswürdig. Wissenschaftlich gesehen ist die Lage jedoch unklar: Zwar können soziale Tiere wie Schimpansen tatsächlich aus Beobachtungen lernen, wer in der Gruppe großzügig oder geizig ist. Frühere Versuche mit Gruppenhunden und Wölfen fanden aber kaum Hinweise, dass diese Tiere Menschen nach ihrer Großzügigkeit beurteilen. Die Autor einer neuen Studie wollten daher herausfinden, ob unsere Familienhunde es vielleicht besser können – und ob das Alter eine Rolle spielt.

Das Experiment: Beobachten und Erleben

Im Freilandversuch fanden die Hunde sich zwischen zwei Menschen wieder: In einer ersten Phase beobachtete jeder Testhund, wie ein sogenannter „Demonstratorhund“ von Mensch A immer wieder Futter bekam, während Mensch B nichts gab. Auf diese Weise konnte der Hund ablesen, wer großzügig ist und wer nicht – ein Vorgang, den die Forscher „Eavesdropping“ (wörtlich übersetzt soviel wie Belauschen oder Mithören) nennen. In der zweiten Phase kam jeder der 40 geprüften Hunde selbst in den Raum und traf nun persönlich auf genau diese beiden Menschen. Die Wissenschaftler notierten, wen der Hund zuerst begrüßte und bei wem er länger anhielt – kurz: wer als erster angesabbert wurde und bei wem der Hund mehr kuschelte.

Ergebnisse und Bedeutung

Das Ergebnis war überraschend eindeutig: Keine der untersuchten Hundegruppen zeigte eine Vorliebe für die großzügigen Menschen. Weder bei der Erstwahl noch bei der Gesamtverweildauer lag die Präferenz über dem Zufallsniveau von 50 Prozent. In allen Altersklassen (Junghunde, Erwachsene, Senioren) war der Anteil der Entscheidungen für den Futtergeber etwa gleich – die Hunde reagierten im Durchschnitt wie beim Münzwurf. Sogar nach eigener Interaktion mit den beiden Personen blieb die Wahl zufällig und folgte keiner klaren Vorliebe. Mit anderen Worten: In diesem Test gab es keinen Hinweis darauf, dass Hunde den „guten“ Menschen erkennen konnten.

Die Forscher selbst zeigen sich erstaunt und betonen, wie viel komplexer so eine Rufbildung offenbar sein kann, als man dachte. Sie weisen darauf hin, dass das einfache Versuchsdesign mit nur zwei Wahlmöglichkeiten in diesem Fall die Ergebnisse beeinflusst haben könnte. Für künftige Studien empfehlen sie, auch ganz andere Hundetypen zu vergleichen – etwa frei lebende Straßenhunde, Blindenhunde oder Polizeihunde. Wie Studienleiterin Hoi-Lam Jim resümiert, klingt das Ergebnis unspektakulär, aber manchmal ist es eben so: „Wir wissen einfach (noch) nicht“.

Quellen: Die Auswertung basiert auf der Studie „Do dogs form reputations of humans? No effect of age after indirect and direct experience in a food-giving situation“ von Jim et al. (Animal Cognition 2025).

Foto: EyeEm - freepik.com


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