
Tierische Diagnostik
Wie Hunde Parkinson erkennen
Speziell ausgebildete Hunde können helfen, die schwere Krankheit Parkinson frühzeitig zu erkennen – allein durch ihren feinen Geruchssinn. In einer aktuellen Studie haben Forscher herausgefunden, dass Hunde die Gerüche von Menschen mit Parkinson zuverlässig von denen gesunder Menschen unterscheiden können. Dabei schnüffelten die Vierbeiner an Hautproben und erreichten dabei erstaunlich hohe Trefferquoten. Diese Ergebnisse könnten dazu beitragen, Erkrankte schneller Gewissheit zu verschaffen und die Diagnose zu erleichtern. Schon heute zeigt sich, wie einzigartig und wertvoll der Hund als „Spürnase“ in der Medizin sein kann.
Parkinson ist eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems, die oft erst spät erkannt wird und bislang nicht heilbar ist. Viele Betroffene bemerken zunächst nur kleine Veränderungen, wie eine erhöhte Talgproduktion auf der Haut. Genau dort setzt die neue Studie an: Forscher aus Großbritannien haben untersucht, ob Hunde fähig sind, das besondere „Parkinson-Aroma“ wahrzunehmen, das diese Hautveränderungen bei den Erkrankten freisetzen.
Die Studie wurde an 40 Personen durchgeführt, die gerade erst die Diagnose Parkinson erhalten hatten und noch keine Medikamente einnahmen. Von diesen sowie von nicht erkrankten Kontrollpersonen sammelte das Forscherteam Hautproben am oberen Rücken. Die Experten wählten zwei speziell trainierte Hunde aus,. In mehreren Durchgängen durften die Tiere die Proben beschnüffeln – immer unter strengsten Regeln, damit das Ergebnis auch verlässlich ist.
Die Resultate sprechen für sich: Einer der Hunde erkannte 80 % der Parkinson-Proben, der andere 70 %. Noch beeindruckender war die Spezifität: Mit 98 % bzw. 90 % schnüffelten die Hunde so gut wie nie „falsch positiv“, wenn eine gesunde Probe vorlag. Damit zeigte das Schnüffelniveau eine deutliche Trefferquote, wie sie sonst nur Laboruntersuchungen erreichen.
Die Studie zeigt, dass speziell trainierte Hunde den Geruch von Parkinson in Hauttalgproben mit hoher Treffsicherheit erkennen können und damit ein schnelles, nicht-invasives Früherkennungsverfahren denkbar wird.
Worum es geht
Parkinson ist eine neurologische Erkrankung, die neben motorischen Symptomen auch frühe Veränderungen der Hauttalgproduktion mit sich bringen kann, wodurch sich ein charakteristisches Geruchsprofil bildet. Die Forscher prüften, ob Hunde dieses Geruchsprofil, das im Sebum (Hauttalg) vorliegt, zuverlässig erschnüffeln und so zwischen erkrankten und nicht erkrankten Personen unterscheiden können.
So wurde geforscht
Das Team sammelte Sebumproben von 40 Personen mit frisch diagnostiziertem, noch nicht medikamentös behandeltem Parkinsonpatienten sowie von gesunden Kontrollgruppen. Zwei professionell trainierte Hunde untersuchten die Proben in doppelblinden Tests, das heißt weder die Hundeführenden noch die Auswertenden wussten, welche Probe von welcher Person stammte, wodurch unbewusste Beeinflussung (Bias) verhindert wird.
Ergebnisse in Klartext
Ein Hund erkannte 80% der Parkinson-Proben korrekt (Sensitivität), der andere 70%, während sie gesunde Proben mit 98% bzw. 90% richtig, nämlich als unauffällig erkannten (Spezifität). Sensitivität bedeutet, wie gut ein Test Erkrankte findet, also der Anteil richtig erkannter Parkinson-Fälle, während Spezifität angibt, wie gut Nicht-Erkrankte korrekt als unauffällig erkannt werden, was wichtig ist, um falsch positive Diagnosen zu vermeiden.
Was ist Sebum?
Sebum ist der natürliche Hauttalg, der Lipide und andere Stoffe enthält; bei Parkinson verändert sich seine chemische Zusammensetzung, wodurch flüchtige Moleküle entstehen, die einen spezifischen Geruch erzeugen.
Grenzen der Studie
Die Stichprobe ist vergleichsweise klein und es wurden nur zwei Hunde getestet, weshalb größere Studien nötig sind. Zudem braucht es standardisierte Trainingsprotokolle, regelmäßige Qualitätskontrollen und sorgfältige Kontrolle von Störfaktoren wie Hautpflegeprodukten, Umgebungsgerüchen oder Diäten.
Blick in die Zukunft
Die identifizierten Geruchssignaturen im Sebum könnten helfen, die verantwortlichen chemischen Verbindungen zu isolieren und technische „elektronische Nasen“ zu entwickeln, die breit einsetzbar und reproduzierbar sind. Damit lässt sich die außergewöhnliche Hundenase als Brücke zur Entwicklung objektiver Diagnosetools nutzen und die Parkinson-Früherkennung insgesamt verbessern.